FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
114 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 markt & strategie I sauren: „die zinsfalle“ Foto: © Marco Clarizia | Dreamstime.com E s vergeht aktuell kein halber Tag, an dem nicht irgendein Statement über die drohenden Gefahren der aktuellen Niedrigzinsphase von einer Fondsgesellschaft, einem Versicherer oder einem anderen Bran- chen- oder Finanzexperten die Redaktion von FONDS professionell erreicht. In der Regel beziehen sich solche Ausarbeitungen auf einen Teilausschnitt der Kapitalmärkte oder einen Teileffekt für ein bestimmtes Marktseg- ment. Eine wirklich umfassende Analyse der tatsächlichen Auswirkungen von Niedrig- zinsen in ihrer Gesamtheit hat hingegen kaum jemand vorgelegt. Der Kölner Dachfondsmanager Eckhard Sauren und sein Researchteam haben sich die- se Arbeit nun angetan. In der jüngst erschie- nenen Publikation „Die Zinsfalle“ werden die Auswirkungen des Niedrigzinsumfelds tief- greifend und dennoch verständlich analysiert und erläutert. Das Buch beschreibt dabei nicht nur den Weg, wie es zu der aktuell misslichen Lage für Anleger gekommen ist, es analysiert auch Schritt für Schritt die Auswirkungen auf die meisten gängigen Anlageformen. Denn es sind ja nicht nur die ohne Zweifel am stärk- sten betroffenen Rentenmärkte, die kein at- traktives Ertrags-Risiko-Verhältnis mehr bie- ten, die Auswirkungen werden alle Bereiche betreffen, die bisher die Basis der meisten Portfolios bilden, sprich Lebensversicherun- gen, Immobilien, Tages- und Festgeld, ja so- gar die Aktienanlage wie auch defensiv auf- gestellte Rentenfonds und vermögensverwal- tende Fonds. Wichtigstes Fazit der Buchautoren: Eine über viele Jahre als gesichert geltende grund- sätzliche Klarheit darüber, welche Anlagefor- men relativ stabile und sichere Erträge erwar- ten lassen, ist mit der aktuellen Situation über Bord geworfen. Durch den nachhaltigen Rückgang der Zinsen über mehrere Jahrzehn- te und das jetzt erreichte Zinsniveau können die Erträge der Vergangenheit nicht in die Zu- kunft fortgeschrieben werden. Sind Banken wirklich sicher? Dabei wird zum Beispiel die Frage aufge- worfen, ob eine Anlage in Tages- und Fest- gelder über die notwendige Reserve für die nächsten drei Jahre hinaus wirklich so sinn- voll ist, wie das offenbar immer noch sehr viele Anleger glauben. Immerhin haben die Deutschen derzeit rund 2.000 Milliarden Euro auf solchen Tages- und Festgeldkonten von Banken angelegt, auch wenn eine ganze Reihe der rund 2.000 Institute in Deutschland schon seit geraumer Zeit keine Zinsen mehr fürs angelegte Bare zahlt. Es müsse schließ- lich die Frage erlaubt sein, ob in der heutigen Zeit Banken und die Einlagensicherung wirk- lich so sicher und solide sind, wie das offen- bar von den meisten angenommen werde. Noch viel schlimmer sieht die Situation im Bereich klassischer Rentenfonds sowie her- kömmlicher Mischfonds aus. Viele Anleger sehen darin offenbar immer noch einen siche- ren Hafen, sonst wäre kaum zu erklären, dass die Rentenfonds noch im November zu den Fonds mit den höchsten Absatzzahlen gehört haben, gefolgt eben von den herkömmlich gemanagten Mischfonds. Der Grund dafür kann eigentlich nur die bis vor Kurzem noch recht gute Performance an den Rentenmärkten sein. Der bis in die jüngste Zeit anhaltende starke Rückgang der Zinsen hatte dazu ge- führt, dass der Ertrag eines Investments etwa in deutsche Staatsanleihen zu einem immer höheren Anteil durch Kursgewinne bestimmt wurde. So stieg der REX Performance Index im Jahr 2014 um 7,1 Prozent, wovon allein 5,7 Prozentpunkte auf Kursgewinne entfielen. Auch im laufenden Jahr dominieren bisher Kursgewinne den Ertrag. „Ohne eine Prognose zur zukünftigen Zins- entwicklung treffen zu müssen, wird bei Ana- lyse der derzeitigen Ausgangsbasis an den Rentenmärkten deutlich, dass sich die Ver- gangenheitsentwicklung nicht in die Zukunft fortschreiben lässt“, mahnt Eckhard Sauren, „im aktuellen Niedrigzinsumfeld sind sowohl die laufende Verzinsung wie vor allem auch das Potenzial zukünftiger Kurssteigerungen durch einen weiteren Rückgang der Kapital- marktzinsen extrem begrenzt und bieten entsprechend kein attraktives Rendite-Risiko- Profil mehr.“ Die aktuelle Situation wird gravierende Auswirkungen haben für Anleger in einem klassischen Rentenportfolio aus Staats- und Unternehmensanleihen. Zum einen würden die Kuponzahlungen der Anleihen nur noch einen minimalen Ertrag abwerfen, zum ande- ren wäre aufgrund noch weiter sinkender Zinsen nicht mehr mit zusätzlichen Kurs- gewinnen zu rechnen. „Das ist aber den meisten Anlegern und sogar vielen Beratern überhaupt nicht bewusst“, so Sauren. „Viele Anleger, die in den vergangenen Jahren noch Gesamterträge von zirka sechs Prozent mit Noch sind die Auswirkungen extrem niedriger Zinsen an den Kapitalmärkten nicht vollständig sichtbar. Was uns in Zukunft drohen könnte, zeigt ein neues Buch. Vorsicht, Falle! Gibt es Parallelen zwischen der Kapitalanlage und dem Limbo Dance? Sicher: Je tiefer die (Zins-)Latte liegt, umso kleiner wird die Gruppe der „Tänzer“, die problemlos durchkommen.
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