FONDS professionell Österreich, Ausgabe 1/2015
Buffett-Indikator: Droht der nächste Crash? Fed-Modell: Aktien attraktiver als Anleihen S&P 500: KGV und Shiller-KGV sind Warnsignale 102 www.fondsprofessionell.at | 1/2015 markt & strategie I aktienmärkte Blasen suche kGV, Shiller-kGV und Buffett-indikator sind unter professionellen aktienanalysten keineswegs unumstritten. Viele bevorzugen stattdessen das sogenannte Fed-modell, weil es auch die langfristige Zinsentwicklung am markt berücksichtigt. das modell zeigt, dass amerikanische aktien gemessen an amerikanischen Staatsanleihen nach wie vor sehr attraktiv bewertet sind. Quelle: data Stream, Fidelity warren Buffett, einer der erfolgreichsten investoren unserer Zeit, schwört auf eine ganz einfache Formel zur klärung der Frage, ob die kurse zu hoch, angemessen oder günstig sind: marktkapitalisierung dividiert durch Bruttoinlandsprodukt. das ergebnis ist alarmierend: aus der Value-Perspektive ist der markt aktuell sogar höher bewertet als in den Jahren 2000 und 2008. Quelle: Federal reserve Bank of St. louis Zu den bekanntesten Gradmessern für die Bewertung der aktienmärkte zählt das kurs-Gewinn-Verhältnis (kGV). es gibt an, wie oft der Jahresgewinn pro aktie im aktuellen kurs enthalten ist. Je höher der wert, umso „teurer“ ist die aktie. die aktuellen werte amerikanischer aktien, gemessen am leitindex S&P 500, signalisieren einen hohen relativen Preis, insbesondere das Shiller-kGV, das nach seinem erfinder nobelpreisträger robert Shiller benannt ist und im Gegensatz zum klassischen kGV die Unternehmensgewinne um zyklische effekte bereinigt, liefert ernstzunehmende warnsignale. es steht bei 27,8 – ein so hoher wert wurde seit 1900 nur dreimal erreicht: 1929, 2000 und 2007. Quelle: robert Shiller 500 10 20 30 40 50 1.000 1.500 2.000 0 0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,2 1,0 0 1900 1910 1920 1930 1940 1950 1960 1970 1980 1990 2000 2010 2 % 4 % 6 % 8 % 12 % 10 % 0 % 1985 1989 1993 1997 2001 2005 2009 2013 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 – KGV – Durchschnittliches KGV – Rendite 10-jähriger US-Staatsanleihen Buffett-Indikator für die USA (marktkapitalisierung/BiP) >1 = Markt überbewertet <1 = Markt unterbewertet – Shiller-KGV – Durchschnittliches Shiller-KGV – Gewinnrendite US-Aktien Große Depression Dotcom-Blase Finanzkrise: KGV >120 (!) S&P 500 Index nach sechs Jahren Hausse könnte man annehmen, dass aktien heute über- bewertet sind. Zum Teil mag dies stimmen, generell ist es aber nicht der Fall. D er amerikanische Nobelpreisträger Robert Shiller hat eine Methode zur Aktien- bewertung entwickelt, die international beachtet wird. Nimmt man sie als Maßstab, ist Europa heute etwa halb so „teuer“ wie die USA. Shiller kommt auf Basis seines Ansatzes zu dem Schluss, dass europäische Aktien gegenwärtig ein sehr viel besseres Investment sind als ame- rikanische – der Ökonom unterstellt dabei, dass alle Preise irgendwann zu ihrem Mittelwert zurückkehren. Im Fall zu hoher Bewertungen erfolgt diese „Rückkehr“ ungünstigstenfalls in Form eines Aktiencrashs. Allerdings ist die Frage der Bewertung von Aktien keineswegs so einfach zu beantworten. Relativiert man die Aktienkurse um die Ertragschancen an den Ren- tenmärkten, die ja die wichtigste Alternative zu Aktien darstellen, könnten Dividendenwerte auch zu den heutigen Preisen noch als „billig“ bezeichnet werden. Historisch niedrige Renditen bei allen Staats- anleihen, im Extremfall sind sie sogar negativ, rechtfertigen wesentlich höhere Aktienpreise als in früheren Jahren – jedenfalls theoretisch. Anleger, die noch real positive Erträge erzie- len wollen oder müssen, kommen derzeit ohne- dies nicht an Aktien vorbei, umso wichtiger ist die Frage, wie groß die Bewertungsreserven in diesem Bereich noch sind. daniel winkelmeier | FP
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