Die jüngsten Unternehmenszahlen haben im Großen und Ganzen den Erwartungen entsprochen. Das ist nicht unbedingt eine gute Nachricht. Die Messlatte lag nämlich reichlich tief. "Die Erwartungen sind niedrig, weil das Wachstum niedrig ist", sagt Tim Stevenson, Leiter des Bereichs europäische Aktien bei Henderson Global Investors. "Da die meisten Unternehmen Barmittel erwirtschaften, einen Teil davon in Expansion und Entwicklung investieren und einen Teil an die Aktionäre ausschütten, scheint hier ein stilles Gleichgewicht am Werk zu sein."

Steigen die Unternehmensgewinne nicht endlich, wird es an den europäischen Aktienmärkten ungemütlich. Die meisten Titel sind bereits hoch bewertet, trotz bescheidener Wachstumsaussichten. "Hier könnte es durchaus zu einer Anpassung kommen, insbesondere, wenn Anzeichen einer Inflation erkennbar werden", warnt Stevenson. Er hält es etwa für denkbar, dass die Teuerung in Großbritannien in den kommenden zwölf Monaten auf mehr als drei Prozent steigt. "Ob die Bank of England derart niedrige Zinsniveaus aufrechterhalten kann, nachdem sie wegen einer befürchteten Konjunkturabkühlung die Zinsen auf ein Allzeittief gesenkt hat, bleibt abzuwarten." Den Märkten könnte angesichts dieser Widersprüche ein schwieriger Herbst drohen.

Mühsam nährt sich das Eichhörnchen
Im aktuellen Marktumfeld sollten Aktienanleger auf Qualität zu einem vernünftigen Preis achten, rät der Henderson-Experte. Er hat etwa Ende vergangenen Jahres die Position in einem zyklischen Qualitätstitel leicht ausgebaut, dem britischen Industriekonzern Atlas Copco. Nun diskutiert Europa über eine weitere fiskalische Lockerung. "Das dürfte der Nachfrage nach industrieller Ausrüstung neuen Aufrieb geben", sagt Stevenson. Generell bekommen Aktien durch Dividendenerträge und ein stabiles, wenn auch bescheidenes Wachstum weiter Unterstützung. Das sollte geduldigen Anlegern angemessene Erträge bescheren. (fp)