FONDS professionell Österreich, Ausgabe 2/2021

Wie lang soll man als Investor bei einem Unternehmen an Bord bleiben, das unter dem ESG-Aspekt noch einen weiten Weg vor sich hat? Und wann steigt man aus? Keine einfache Entscheidung. Ein schmaler Grat Bei der Definition der ESG-Strategie einer Fondsgesellschaft kann es eigentlich nur hilfreich sein zu wissen, was die eigenen Kunden eigentlich erwarten. Zwei Asset Manager haben das gemacht. W o hört bei einer Fondsgesellschaft die Rolle des Begleiters von Klima- sündern auf ihrem Weg einer Transforma- tion zum nachhaltigeren Wirtschaften auf, und wo fängt die Notwendigkeit eines re- striktiven, verantwortungsbewussten Invest- mentansatzes an? Einfache Antworten auf solche Fragen gibt es nicht, vor allemwenn auch noch die Rendite stimmen soll. Das hat gerade die Fondsbranche bei der Struk- turierung ihrer Produkte im Zusammen- hang mit der EU-Offenlegungsverordnung erfahren müssen. Hilfreich für einen Fondsanbieter ist es auf jeden Fall, zu wis- sen, was die eigenen Kunden eigentlich von einem Produkt erwarten. Das dachte sich auch die Degussa Bank im Vorfeld ihres vor Kurzem aufgelegten ESG-Produkts Degussa Bank Nachhaltig- keitsfonds Akzentuiert und hat ihre Kun- den danach gefragt, auf welche Titel der Fonds seinen Schwerpunkt legen soll. Die Befragung soll zudem einmal im Jahr wie- derholt werden, um eventuelle Veränderun- gen in den Präferenzen der Anleger inner- halb des ESG-Spektrums zu erkunden. „Die Kunden können eine Gewichtung von sechs Subkategorien vornehmen, die den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Öko- logie, Soziales und Governance zugeordnet sind“, erklärt Degussa-Bank-Vorstand Micha- el Horf. Die von den Anlegern vorgenom- mene Gewichtung diene dem Fondsma- nagement als Indikation für die Auswahl der Einzeltitel. Die orientiere sich grund- sätzlich am Ratingergebnis der Unterneh- men in der jeweiligen Kategorie. „Um bei- spielsweise das Kriterium Ökoeffizienz ab- zubilden, berücksichtigen wir die Unter- nehmen, die in dieser Kategorie am besten abgeschnitten haben – in Verbindung mit dem Gesamtrating des Unternehmens“, so Horf. „Am Ende werden im Fonds jene Unternehmen stark gewichtet, die in den ESG-Kategorien, die Anleger favorisieren, sehr gut abgeschnitten haben.“ Partizipativer Ansatz Der Degussa-Bank-Chef betrachtet seinen „partizipativen Ansatz“ als „absolute Neu- heit“. Für die regelmäßigen Anlegerbefra- gungen mag das stimmen, nicht aber für die Idee an sich: Auch der Frankfurter Ver- mögensverwalter Acatis wollte von seinen Kunden wissen, welche ESG-Kriterien ih- nen besonders wichtig sind. Dabei hat die Gesellschaft nach der Wichtigkeit von ins- gesamt 54 Nachhaltigkeitskriterien gefragt. Ein anonym gehaltener Fragebogen wurde an über 6.400 Personen gesandt, gut 400 haben ihn vollständig beantwortet. Berücksichtigt wurden bei der Umfrage drei Themenblöcke: kontroverse Aktivi- täten, ESG-Kriterien und die Sustainable Development Goals (SDG) der UN. Bei » Für uns war überraschend, dass Umweltthemen bei den ESG-Kriterien nicht auf dem ersten Platz gelandet sind. « Kevin Endler, Acatis MARKT & STRATEGIE Nachhaltigkeitsfonds 96 fondsprofessionell.at 2/2021 FOTO: © PHILIPP SCHILLI | STOCK.ADOBE.COM

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